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Existenz
4.1.2.2 Eindeutigkeit
Stabilität
M

ittlerweile wissen wir, dass ein Marktgleichgewicht existieren kann, aber nicht existieren muss. Aber ist es auch denkbar, dass sich ein Markt bei mehreren Preisen im Gleichgewicht befindet?

Abbildung 1
Der Markt ist in A und B geräumt. Es existieren zwei Gleichgewichte, da die Planungen von Anbietern und Nachfragern bei zwei unterschiedlichen Preisen miteinander kompatibel sind.

Um es kurz zu machen: Ja, das ist ohne Weiteres denkbar, wenn auch auf den meisten Märkten wenig wahrscheinlich. Auftreten können multiple Gleichgewichte, wenn die Nachfrage- oder die Angebotsfunktion untypische Verläufe zeigen. Abbildung 1 zeigt ein Beispiel mit einer untypischen Angebotsfunktion.

In beiden Schnittpunkten A und B stimmen zu den jeweiligen Preisen die geplanten Angebots- und Nachfragemengen überein. Ohne weiteres kann es bei einem weiteren Bogen der Angebotsfunktion auch zu drei Marktgleichgewichten kommen.

Im Unterschied zu unseren bisherigen Vermutung über den Preismechanismus ist aber nicht mehr davon auszugehen, dass das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage diese Gleichgewichte automatisch herstellt. So muss eine unbedeutende Störung des Gleichgewichts A nicht dazu führen, dass sich dieses Gleichgewicht auch wieder einstellt. Wahrscheinlicher ist, dass Anpassungsprozesse in Gang kommen, die den Markt in das Gleichgewicht B steuern.

Bevor diese Frage nach der Stabilität von Gleichgewichten im nächsten Abschnitt ausführlicher beleuchtet wird, seien hier noch Beispiele genannt, in denen Angebot und Nachfrage atypische Verläufe zeigen können und das Marktgleichgewicht

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Beispiel 1: Die Arbeitsangebotsfunktion kann "rückwärts geneigt" verlaufen. Die "backward bending labor supply curve" ist im Zusammenhang mit der Diskussion von Einkommens-und Substitutionseffekt ausführlich erörtert.

Beispiel 2: Die Nachfragefunktion kann infolge des sog. Veblen-Effekts dem Gesetz der Nachfrage zuwiderlaufen und Bereiche mit positiver Steigung zeigen.

Der unter Studierenden – aus welchen Gründen auch immer – beliebte Veblen-Effekt stützt sich auf das Argument des demonstrativen Konsums ("conspicuous consumption"), demzufolge Individuen es genießen, mithilfe des Konsums teurer Güter ihren sozialen Status zur Schau zu stellen. Der Nutzen rührt nicht allein vom Ge- oder Verbrauch der Güter her, sondern auch aus der Möglichkeit, mit ihnen protzen zu können. Mit Champagner von Aldi klappt das nicht, auch wenn mitunter Chargen bester Qualität dabei sind. Jeder weiß um den günstigen Preis. Ganz anders aber sieht es mit den Nobelmarken aus. Wer kennt schon den Preis einer Flasche Dom Pérignon? Und was der erst auf der Rennbahn kostet ... Auch auf Luxuslimousinen, teuren Schmuck, Villen, elegante Mode, neueste Technik oder Kunst mag zutreffen, dass sich die Käufer am Neid derer delektieren, für die diese Waren unerschwinglich sind.

Steigen nun Güter, die sich für einen auffälligen Konsum eignen, im Preis, so werden sie von der entsprechenden Käuferschicht unter Umständen gerade deswegen gekauft. Sie eignen sich dann besser, den sozialen Status zu demonstrieren. Wenn dieser Effekt die normalen Substitutions- und Einkommenseffekte überkompensiert, nimmt die Nachfrage mit steigendem Preis zu.

Beispiel 3: Die Devisennachfrage (auch das Angebot) kann einen atypischen Verlauf zeigen. Um den Gedanken zu illustrieren, sei angenommen, Dollars würden nur nachgefragt, um die Importe, insb. Rohöl, bezahlen zu können. Jetzt sei angenommen, der Dollar falle im Preis (sprich: der Euro wertet auf). Das führt zu zwei gegenläufigen Effekten. Zum einen wird die Nachfrage nach Dollar steigen, da das Öl im Preis gefallen ist und die Ölnachfrage daher ansteigt (Mengeneffekt). Zum anderen geht die Dollarnachfrage durch den fallenden Ölpreis aber zurück (Preiseffekt). A priori lässt sich nicht sagen, welcher der beiden Effekte durchschlägt. Die Nachfrage nach Dollars kann bei einem fallenden Dollarpreis* also sinken oder steigen.

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